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✨ "Savoring" – die Kunst des bewussten Genießens

  • Autorenbild: Magnus Kyre
    Magnus Kyre
  • 15. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Es gibt diesen einen Moment, auf den ich mich jedes Jahr freue: Anfang April, wenn die Tulpen blühen, die Sonne durch die Gassen von Amsterdam scheint und die Stadt noch nicht ganz von Touristen überflutet ist – sitze ich mit einer Portion Poffertjes an der Prinsengracht und bin einfach nur da. Kein Handy, keine To-dos. Nur ich, die Sonne und diese fluffigen kleinen Teigteilchen.


Das ist für mich ein Moment des reinen Genusses – und genau darum geht es beim Konzept des Savoring.


Was ist „Savoring“?


Der Begriff „Savoring“ stammt aus der Positiven Psychologie und bezeichnet die Fähigkeit, positive Erfahrungen bewusst zu genießen, sie innerlich auszukosten und ihnen gedanklich Raum zu geben. Es geht darum, den Moment zu dehnen – emotional, kognitiv und manchmal auch sozial.


Wissenschaftlich untersucht wurde das Konzept u. a. von den Psychologen Fred Bryant und Joseph Veroff, die zeigen konnten:


Menschen, die regelmäßig Savoring praktizieren, berichten von höherer Lebenszufriedenheit, größerer Resilienz und stärkeren sozialen Bindungen.

Und das Beste daran: Savoring ist erlernbar. Es braucht keine spektakulären Ereignisse – im Gegenteil: Die Magie liegt in den kleinen Dingen.


Savoring im Alltag: Die kleinen Dinge bewusst wahrnehmen


Savoring ist kein Dauerzustand. Es bedeutet nicht, ständig euphorisch oder überglücklich zu sein. Vielmehr ist es eine Einladung, immer wieder innezuhalten und das Gute zu bemerken. Beispiele dafür gibt es täglich – wenn wir lernen, sie wahrzunehmen:


  • Der erste Schluck Kaffee am Morgen, wenn alles noch ruhig ist

  • Ein echtes, verbindendes Gespräch mit Kolleg:innen

  • Die Sonne, die die Haut wärmt, während man kurz das Fenster öffnet

  • Der Geschmack von frischen Erdbeeren im Sommer

  • Ein Lied, das Erinnerungen weckt


Diese Erlebnisse sind oft flüchtig. Savoring bedeutet, sie bewusst zu verlängern, durch Achtsamkeit, durch Erinnerung oder auch durch Teilen mit anderen.


Die Wissenschaft dahinter: Warum Genießen uns gut tut


Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig savoring-orientierte Strategien einsetzen, weniger anfällig für Stress und depressive Verstimmungen sind – selbst in herausfordernden Lebenssituationen.


Eine Studie von Hurley & Kwon (2013) belegt beispielsweise:


Savoring wirkt wie ein emotionaler Puffer gegenüber Alltagsstress. Wer lernt, positive Erlebnisse zu speichern und innerlich zu reaktivieren, bleibt psychisch stabiler – selbst wenn es mal turbulent wird.

Die Erklärung liegt im Gehirn: Durch Savoring wird unser Belohnungssystem aktiviert, wir speichern Glücksmomente nicht nur emotional, sondern auch neuronaler – und trainieren damit gewissermaßen unsere Fähigkeit zum Glücklichsein.


Savoring im Arbeitskontext: Positive Erlebnisse kultivieren


Auch im Job kann Savoring ein wirkungsvoller Hebel für mehr Zufriedenheit, Engagement und Resilienz sein – sowohl individuell als auch im Team. Und das ganz ohne zusätzlichen Aufwand:


  1. Micro-Moments teilenAm Ende der Woche bewusst kleine Erfolge teilen – in Meetings, in der Kaffeepause oder im Chat. Was war schön? Was hat funktioniert?

  2. Routinen etablierenJournaling, Dankbarkeits-Check-ins oder kurze Reflexionspausen helfen, Positives nicht untergehen zu lassen. Schon fünf Minuten reichen.

  3. Führung durch PositivitätFührungskräfte können durch Vorbildwirkung viel bewirken: Wer selbst das Positive sichtbar macht, lädt andere dazu ein, es auch zu tun.


Das Ergebnis: Ein Arbeitsklima, in dem Wertschätzung, Sinn und Menschlichkeit spürbarer werden – nicht trotz, sondern gerade wegen der Herausforderungen des Alltags.


Savoring trainieren – so geht’s:


Du möchtest Savoring bewusst in dein Leben integrieren? Hier sind drei einfache, alltagstaugliche Ansätze:


  • Vorfreude kultivieren: Plane kleine Freuden voraus – z. B. ein gutes Essen, ein Treffen oder einen Spaziergang – und genieße die Vorfreude ganz bewusst.

  • Den Moment intensivieren: Nimm wahr, was du gerade erlebst – mit allen Sinnen. Was riechst du? Was hörst du? Was fühlst du?

  • Erinnerungen bewahren: Erzähle anderen von deinem Erlebnis, schreibe es auf oder schau dir ein Foto an. So verankerst du das Positive dauerhaft.


Savoring ist mehr als eine nette Achtsamkeitsübung. Es ist eine Haltung dem Leben gegenüber. Eine Haltung, die nicht nach mehr strebt, sondern das Beste aus dem Hier und Jetzt herausholt.


Gerade in einer Welt, die oft auf Schnelligkeit, Leistung und Optimierung ausgerichtet ist, kann das bewusste Genießen ein Akt der Selbstfürsorge und inneren Widerstandskraft sein.


Wenn wir lernen, regelmäßig innezuhalten, zu genießen und positive Erlebnisse zu würdigen – dann verändern wir nicht nur einzelne Momente.Wir verändern unsere gesamte Wahrnehmung.Und damit auch: wie wir arbeiten, führen und leben.


Quellen:

  • Bryant, F. & Veroff, J. (2006): Savoring: A New Model of Positive Experience

  • Hurley, D. B. & Kwon, P. (2013): Savoring positive experiences moderates the relationship between daily hassles and stress-related depression


Lust auf mehr positive Impulse für Alltag, Führung oder Coaching?

Dann begleite ich dich gern – mit Workshops, Keynotes oder Einzelcoachings zu Positiver Psychologie, werteorientierter Entwicklung und nachhaltiger Selbstführung. Schreib mir einfach – oder genieße erstmal deinen nächsten Kaffee in Ruhe.


Savoring

 
 
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