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🎯 Wie Werte im Laufe des Lebens mit uns wachsen – und was wir daraus lernen können

  • Autorenbild: Magnus Kyre
    Magnus Kyre
  • 16. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Wir alle haben Werte. Manche bewusst, manche unbewusst. Sie geben unserem Denken und Handeln Richtung – wie ein innerer Kompass. Werte bestimmen, was wir als richtig empfinden, was uns antreibt, was wir anstreben und worauf wir verzichten.


Oft betrachten wir diese Werte als stabile Grundlage unserer Persönlichkeit – als etwas, das uns ein Leben lang begleitet. Doch ein genauer Blick zeigt: Unsere Werte sind nicht in Stein gemeißelt. Sie sind lebendig. Sie wachsen mit uns.


In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, warum sich unsere Werte im Laufe des Lebens verändern, wie du diesen Wandel für deine persönliche und berufliche Entwicklung nutzen kannst – und warum gerade in Zeiten von Unsicherheit, Veränderung oder beruflicher Neuorientierung eine reflektierte Wertearbeit ein entscheidender Schlüssel sein kann.


Aktuelle Forschung: Unsere Werte verändern sich – ein Leben lang


Eine aktuelle Langzeitstudie mit über 80.000 Menschen im Alter von 18 bis 75 Jahren (Gvirtz et al., 2025) liefert einen spannenden Befund: Werte bleiben nicht konstant – sie entwickeln sich. Sie verschieben sich im Laufe der Zeit, passen sich neuen Lebensphasen an und reflektieren veränderte Prioritäten.


Die Studie zeigt dabei klare Tendenzen:


WERTE, DIE AN BEDEUTUNG ZUNEHMEN:


  • Sicherheit: Das Bedürfnis nach Stabilität, Schutz und Verlässlichkeit wird mit zunehmendem Alter wichtiger.

  • Konformität: Die Bereitschaft, Regeln und Normen zu akzeptieren, steigt.

  • Tradition: Rituale, kulturelle Wurzeln und bewährte Praktiken gewinnen an Bedeutung.

  • Selbstbestimmung: Interessanterweise wächst auch der Wunsch, das eigene Leben aktiv und autonom zu gestalten.

  • Ordnung & Planbarkeit: Viele Menschen suchen nach Strukturen, auf die sie sich verlassen können.


Diese Veränderungen deuten auf eine verstärkte Suche nach innerer Klarheit und äußeren Orientierungspunkten hin – gerade dann, wenn das Leben komplexer wird oder wir unsere Rolle im System (beruflich wie privat) neu verorten.


🚫 Werte, die an Bedeutung verlieren:


  • Hedonismus: Spaß, Genuss und Leichtigkeit verlieren für viele im Laufe des Lebens an Priorität.

  • Leistung: Der Fokus auf Wettbewerb, Erfolg und Status nimmt ab – nicht unbedingt aus Desinteresse, sondern weil andere Werte mehr Raum einnehmen.

  • Universalismus: Auch der Wunsch nach Gleichheit und sozialem Engagement tritt tendenziell in den Hintergrund, wenn persönliche Lebensfragen stärker in den Fokus rücken.


Doch das bedeutet keinesfalls, dass ältere Menschen „weniger werteorientiert“ leben. Im Gegenteil: Viele Werte reifen – und entfalten erst im Laufe des Lebens ihre volle Tiefe.


Überraschend: Neugier und Kreativität nehmen zu


Ein besonders interessanter Befund der Studie: Werte wie Neugier und Kreativität gewinnen im Alter an Bedeutung. Das widerspricht gängigen Klischees über „Routine“ oder „Abschottung“.


Es zeigt: Viele Menschen nutzen ihre gewonnene Lebenserfahrung, um neue Perspektiven zu entdecken, eigene Ideen zu verwirklichen oder sich selbst auf kreative Weise auszudrücken. Gerade dann, wenn die äußeren Zwänge abnehmen – etwa durch berufliche Etablierung oder familiäre Unabhängigkeit – wächst die Lust auf persönliche Entfaltung.


Werte verschwinden also nicht – sie transformieren sich. Das ist ein entscheidender Punkt: Wir ersetzen nicht einfach alte Werte durch neue, sondern wir gewichten sie anders, geben ihnen neue Bedeutungen und verknüpfen sie mit veränderten Lebensrealitäten.


Praxisbeispiel: Wenn Werte zur Karrierefrage werden


Wie sieht das konkret aus? In einem Workshop zur bedürfnisorientierten Karrieregestaltung, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Maya durchgeführt habe, haben wir genau diese Dynamik erlebt.


Die Teilnehmenden: zwölf erfahrene Mitarbeitende zwischen 40 und 55 Jahren – viele davon in Umbruchphasen oder mit dem Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung. Unsere zentrale Frage lautete:


„Was treibt dich heute wirklich an?“

Die Antworten waren so unterschiedlich wie die Menschen selbst – und doch verband sie eine gemeinsame Erkenntnis: Was mich vor zehn Jahren motiviert hat, treibt mich heute nicht mehr automatisch an.


Und das ist völlig in Ordnung. Denn unser inneres Wertesystem wandelt sich mit unseren Erfahrungen, Bedürfnissen und Lebenszielen.


Für viele wurde im Workshop spürbar: Die früher dominierenden Werte wie „Karriere machen“, „Anerkennung erhalten“ oder „etwas beweisen“ wurden zunehmend abgelöst durch neue Werte wie „wirksam sein“, „Sinn erleben“, „Balance finden“ oder „Gestaltungsspielraum gewinnen“.


Reflexionsimpulse: Welche Werte leiten dich aktuell?


Der Wertewandel ist nicht nur eine wissenschaftliche Beobachtung – er ist eine Einladung zur persönlichen Reflexion. Gerade in Momenten des Umbruchs, der Neuorientierung oder in Führungsrollen kann die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten ein kraftvoller Kompass sein.


Hier sind drei einfache, aber wirkungsvolle Fragen für deinen nächsten Selbst-Check:


  1. Welche Werte leiten mich aktuell – im Alltag, im Beruf, in meinen Beziehungen?

  2. Welche Werte waren mir früher wichtig – und warum?

  3. Welche Werte könnten in Zukunft für mich relevanter werden?


Wenn du magst, notiere dir deine Antworten. Oder sprich sie laut aus. Du wirst merken: Schon kleine Reflexionsmomente schaffen neue Klarheit – und geben dir Orientierung für nächste Schritte.


Und auch im beruflichen Kontext ist Wertearbeit von zentraler Bedeutung. In Führungskräfte-Coachings, in Teamprozessen oder bei Veränderungsinitiativen zeigt sich immer wieder: Wer die eigenen Werte kennt, kann bewusster entscheiden, klarer kommunizieren und authentischer führen.


Ein reflektierter Umgang mit Werten hilft:


  • Konflikte besser zu verstehen (z. B. wenn unterschiedliche Werte aufeinanderprallen),

  • Sinn und Motivation im Job neu zu entdecken,

  • authentisch und glaubwürdig zu führen – statt nur "auf der Rolle" zu funktionieren.


Wertewandel ist kein Verlust – sondern persönliche Reifung


Unsere Werte verändern sich - sie passen sich an, wachsen mit uns und ermöglichen uns, in verschiedenen Lebensphasen stimmig zu handeln. Wer diesen Wandel aktiv begleitet, statt ihn passiv zu übergehen, gewinnt Orientierung, Tiefe und Selbstwirksamkeit.


Ob im Coaching, in der Führung oder bei der beruflichen Neuorientierung: Wer seine Werte kennt, kann klarer entscheiden, bewusster handeln und erfüllter leben.


Du möchtest deinen eigenen Wertekompass schärfen – für dich persönlich oder für dein Team? Ich begleite dich gern mit Workshops, Impulsen und Coachings rund um Wertearbeit, Führung und persönliche Entwicklung. Schreib mir einfach – ich freue mich auf den Austausch!


Quellen:

  • Gvirtz et al. (2025): Human Values Across the Lifespan

  • DGPP – Deutsche Gesellschaft für Positive Psychologie (2025)


Magnus Kyre

 
 
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